Trauma verstehen: Tipps, Podcasts, Kongresse

Trauma verstehen:
Tipps, Podcasts, Kongresse

Einleitung
Online-Kongresse und Selbsthilfekurs bei Dami Charf
Verena König, Nervensystem, Polyvagaltheorie
Auf Forschungsreise – Therapiemethoden: Aufholbedarf in Deutschland
Film und ergänzende Kongresse
Buchempfehlungen
Podcasts

Das Wissen über Trauma ist noch so wenig bekannt, daher möchte ich heute ein paar Tipps für hilfreiche Podcasts, Bücher und Kongresse teilen, die mir dabei halfen, Trauma zu verstehen und meine wichtigsten Wegweiser und Lehrer:innen vorstellen, die mir Türen für ein viel größeres Verständnis meines/ unseres Seins öffneten.

Mein leidenschaftliches Interesse für Psychologie und dafür, was uns Menschen im tiefsten Inneren bewegt, warum wir sind, wie wir sind, begleitet mich schon beinah mein Leben lang.
Viele Jahre beschäftigte ich mich auch ausführlich mit der Fachliteratur über Bindungs- und Entwicklungspsychologie (Karl Heinz Brisch, Grossmann usw.).

Irgendwann hatte ich auch eine Ahnung, dass mich das Thema Trauma betrifft.
Doch, was das im Detail bedeutete, das wusste ich noch nicht.
Denn die Auswirkungen auf das Nervensystem, die körperlichen Prozesse sowie die Psychodynamiken nach Traumaerfahrungen konnte mir niemand erklären.

Ja, ich hatte zuvor sogar manches Buch von Peter Levine (Somatic Experiencing) zum Thema Trauma und Körper gelesen – und doch fehlten mir ein paar Puzzlestücke.

Erst das neu hinzugekommene Wissen der letzten zwei Jahre ermöglichte mir, die Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen auf den Körper, den Organismus, Beziehungserleben und nicht zuletzt auch auf Symptombildung in seiner ganzen Dimension zu verstehen.

Symptome entstehen nicht einfach willkürlich, sondern als eine logische Folge unserer Körperreaktionen auf traumatisches Erleben.
Traumaerfahrungen führen zu einer veränderten Funktionsweise unseres Nervensystems und zum Verlust von Verbundenheit (zum eignen Körper, zu sich selbst und zu anderen).

Traumaerfahrungen leiten physiologische Prozesse ein, angefangen vom Nervensystem bis hin zum Prozessieren im Gehirn, die dann zu verändertem psychosozialem Erleben führen.

Online-Kongresse und Selbsthilfekurs bei Dami Charf

Da waren vor allem die Online-Kongresse und Angebote von Dami Charf.

Dami ist und bleibt meine Heldin!
Denn von ihr durfte ich so viel lernen!
Das Gleiche gilt für Verena König (s.u.)

Bereits ihr youtube-Kanal veränderte meine Vorstellung von Trauma um 180 Grad.
Ich hörte das erste Mal etwas vom „Window of Tolerance“, über die Funktionsweise unseres Nervensystems bei belastenden Erfahrungen und wie das mit unseren Symptomen und Verhaltensmustern zusammenhängt.
Auch ihr Online-Selbsthilfekurs „Mit Trauma leben“ brachte mich nochmal einen ganzen Schritt weiter, genauso wie ich die Online-Kongresse sehr bereichernd empfand.

Im Kongress „Trauma und Beziehung“ ging es darum, wie sich frühe Traumaerfahrungen in späteren Beziehungen auf vielfältige Weise offenbaren können bzw. welche Rolle tragende Beziehungen und Verbindung bei einer Integration dieser Erfahrung spielen.
Außerdem wurde auch zur Sprache gebracht, wie Trauma und Gesellschaft zusammenhängen, dass z.B. Trauma-Erfahrungen individualisiert und Betroffene ausgegrenzt werden, wenn die Gesellschaft überwiegend wegschaut und/ oder dissoziiert.

Auch den Kongress „Traumaheilung“ vom Vorjahr habe ich nachgeholt.
Und im aktuellsten Kongress „Trauma und Körper“ lag der Fokus darauf, was denn unser Körper mit Trauma zu tun hat. (Eine ganze Menge!)

Besonders berührten mich jeweils die Interviews mit Johannes B. Schmidt (dessen Buch für mich ein wahrer Augenöffner war, s.u.) über Dissoziation in Gesellschaft und bei Betroffenen, Andrea Silwanus über heilsame Berührungen und Andreas Huckele (selbst Überlebender), der unglaublich einfühlsam die Komplexität der Folgen von Trauma für Partnerschaft und Sexualität bewegte.

Alle Kongresse sowie den Kurs kann ich sehr empfehlen!
Ihr findet sie auf www.traumaheilung.de

Verena König, Nervensystem, Polyvagaltheorie

Gleichermaßen wie Dami Charf ist auch Verena König eine meiner größten Lehrerinnen.
Ihrem Podcast „Kreative Transformation“ (s.u.) folge ich nun schon fast von Beginn an und bin seitdem treue Hörerin.
Von ihrer warmherzigen Art, ihrer sanften und melodiösen Stimme war ich von Anfang an eingenommen.

Von ihr lernte ich über den Schlüssel bei Trauma: die Kraft der Verbundenheit.
Und von ihr hörte ich auch das erste Mal etwas von der Polyvagaltheorie – davon, wie unser Nervensystem abhängig von unserem momentanen Erleben in unterschiedliche Zustände wechselt und wie diese jeweils sehr unterschiedlich, aber in großem Ausmaß unser Sein und unser Miteinander beeinflussen.

Noch mit einreihen möchte ich hier auch das Buch „Der Körper kennt den Weg“ von Johannes B. Schmid, welches für mich das Verständnis der Polyvagaltheorie, des Zusammenhangs von Trauma und Dissoziation so konkret werden ließ, dass es für mich tatsächlich „mindblowing“ war und sich mir ganze Türen von Verständnis öffneten.

Hier ist auch die Literatur von Stephen Porges (Begründer der Polyvagaltheorie) und Deb Dana, die weltweit an der Spitze steht, wenn es darum geht, über dieses Thema zu lehren, empfehlenswert!

Auf Forschungsreise – Therapiemethoden:
Aufholbedarf in Deutschland

So begann auch eine Forschungsreise für mich, in deren Zuge mir auch zunehmend bewusst wurde, dass die Forschung dazu in Deutschland noch sehr weit hinten liegt und dass die klassischen Therapien oftmals an der falschen Stelle ansetzen.

Erst in der neuen Fassung der ICD-11, die ab Januar 2022 in Kraft trat, wurden die Diagnosen der komplexen PTBS (KPTBS) und der partiellen dissoziativen Identitätsstörung überhaupt erstmalig aufgenommen!
Unfassbar, dass das so lange dauerte.

Auch sind in unserem Therapiesystem noch große Lücken, denn herkömmliche Therapieverfahren (VT, PT, PA) addressieren häufig kaum Trauma, da sie nicht die physiologischen Prozesse mit einbeziehen.

Je mehr ich las, desto mehr verstand ich, warum der Ansatz von bindungs- und körperorientierten Traumatherapiemethoden wie Somatic Experiencing (Peter Levine), Sensorimotor Psychotherapy (Pat Ogden, Kekuni Minton) oder auch NARM (Lawrence Heller) viel mehr Sinn machen.
Doch leider müssen diese noch immer privat finanziert werden und somit erhalten viele Traumabetroffene keine angemessene Therapie.
Ich wünsche mir, dass sich in unserem Therapiesystem hier bald etwas ändert.

Ich orientierte mich also zunehmend im englischsprachigen Raum, wo die Forschung weiter ist und so stieß ich auch auf das „Integrative Somatic Trauma Therapy Certificate-Program“ von The Embody Lab.
Die Teilnahme war mein Jahreshighlight, weil ich dabei auch ganz viel über die Verbindung zu mir selbst lernen durfte und zwar u.a. von Peter Levine, Pat Ogden und Stephen Porges/ Deb Dana (Polyvagaltheorie) persönlich.
Und weil diese Reise für mich etwas ganz Besonderes und besonders wertvoll war, habe ich ihr einen ganzen Artikel gewidmet! Ihr findet ihn hier.

Film und ergänzende Kongresse

Überaus bewegend und einfühlsam empfand ich den Film „The wisdom of Trauma“ von und mit Gabor Maté, der im letzten Jahr gelauncht wurde.
Gabor Maté ist einer der bekanntesten Forscher auf dem Gebiet von Trauma (neben Peter Levine, Bessel van der Kolk, Stephen Porges).
Sein Buch „Wenn der Körper nein sagt“ habe ich hier vorgestellt.
Der Film wurde weltweit beworben, und klärt auf sehr einfühlsame Weise über die Folgen von Entwicklungs-/ Bindungstrauma auf. (vgl. adverse childhood study)

Ihr könnt ihn hier sehen (es ist auch ohne Spende möglich): https://thewisdomoftrauma.com/de/

Neben vereinzelten Interviews in kleineren Kongressen übers Jahr verteilt nahm ich außerdem teil an der „Trauma Super Conference“ (Amerika, mit Dr. Peter Levine, Dr. Gabor Maté, Dr. Arielle Schwartz, David Treleaven, usw)
sowie beim live und sehr einfühlsam und persönlich geführten Survivor-Queen–Kongress von Mai Nguyen, bei der namhafte Traumatherapeut:Innen aus dem deutschsprachigen Raum, wie Dami Charf, Verena König, Sasja Metz, und Kathi Bohnet (Helpers Circle), aber auch Betroffene zu Wort kamen und einen heilsamen Raum kreierten.

Die Kongresse können nach wie vor erworben werden.

https://traumasuperconference.com/

https://elopage.com/s/mainguyen/Kongresspaket-survivor-queen-kongress