Das autonome Nervensystem und Grundspannungspegel
Das autonome Nervensystem ist beteiligt an unseren Stressreaktionen und damitmit verantwortlich für unseren Grundspannungspegel.
Beim Verarbeiten von Erfahrungen spielt es eine große Rolle:
es versetzt uns in Handlungsbereitschaft und leitet Regenerationsprozesse ein.
In Extremstresserfahrungen sichert es unser Überleben.
Es kann sehr hilfreich sein, wenn wir uns über die Funktionsweise bewusst werden, um unseren aktuellen emotionalen und körperlichen Zustand besser einzuordnen, Symptome zu verstehen und uns wieder (rechtzeitig) zu regulieren.
Das autonome Nervensystem
Sympathikus und Parasympathikus bilden zusammen mit dem enterischen Nervensystem („Bauchhirn“/Verdauungstrakt) das autonome (= vegetative) Nervensystem.
Es ist der Teil unseres Nervensystems, der sich unserer willkürlichen Kontrolle entzieht, sich also „autonom“ verhält.
Das autonome Nervensystem steuert lebenswichtige Vitalfunktionen, wie Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, ebenso Sexualfunktion und auch einzelne Organe bzw. Organsysteme.
Sympathikus und Parasympathikus sind nicht unbedingt „Gegenspieler“.
Für viele Funktionsabläufe des Körpers braucht es das fein abgestimmte Zusammenspiel beider Systeme.
Grundspannungspegel – Erregungszustände
Einem regulierten Nervensystem gelingt es, gut zwischen Zuständen von Aktivität (Sympathikus) bzw. Regeneration (Parasympathikus) zu modulieren, so dass wir in Balance bleiben.
Wenn wir chronischem Stress bzw. Extremstress ausgesetzt sind oder waren und Sympathikus oder Parasympathikus zu lange bzw. zu stark mobilisiert werden, kann es sein, dass unser Nervensystem nicht mehr von alleine in einen balancierten Zustand zurückfindet.
Es ist dann dysreguliert.
Dann überwiegen Zustände der Übererregung (Sympathikus) bzw. Untererregung (Parasympathikus)
Sympathikus – „fight or flight“
- mobilisiert Energie
- versetzt in Handlungsbereitschaft
- bei Herausforderungen, Aktivität, Sport/Spiel, Aufregung, Freude, Wut, …
- bei Stress: Mobilisierung für Überlebensenergie
= Energie für Stressreaktionen Kampf bzw. Flucht (Fight/Flight)
> Verstärkte Energiezufuhr an Organe, die für Kampf und Flucht wichtig sind
> Verminderte Energiezufuhr an Organe, die für Kampf oder Flucht nicht wichtig sind
– Steigerung von Herztätigkeit, Blutdruck, Muskeltonus, Stoffwechsel
– Bereitstellung von Energie durch den Abbau von Kohlehydraten
– Erweiterung der Bronchien und Pupillen
– Ausschüttung von Stresshormonen
– Erweiterung der Blutgefäße in der Skelettmuskulatur
– Minderung der Speichelsekretion
– Minderung der Verdauungstätigkeit
Parasympathikus – „rest and digest“
- Erholung und Entspannung
- Regeneration und Integration von Erfahrungen
- Erleben von sozialer Interaktion und Verbundenheit
- bei Stress: Immobilisierung („Totstellreflex“)
= körperliche/emotionale Taubheit bzw. Starre
> Verstärkte Energiezufuhr an Organe, die für Regeneration wichtig sind
> Verminderte Energiezufuhr an Organe, die für Aktivitäten wichtig sind
– Senkung von Herztätigkeit, Blutdruck, Muskeltonus, Stoffwechsel
– Aufbau und Speicherung von Energie (Glycogen-Synthese)
– Verengung der Bronchien und Pupillen
– Abbau von Stresshormonen
– Steigerung der Speichelsekretion
– Steigerung der Verdauungstätigkeit
Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie Stresserfahrungen, Symptome und Nervensystem zusammenhängen, schaue dir auch meine Beiträge zu den Büchern von Isa Grüber bzw. Christine Seidel an.