Viktor Frankl
„… trotzdem Ja zum Leben sagen“
(Roman, Penguin, 2018, 192 Seiten, Erstveröffentlichung: 1946)
Welche Anpassungsleistung müssen Körper und Psyche bei traumatischen Erfahrungen vollbringen?
„Traumareaktionen sind normale Reaktion auf nicht normale Ereignisse.“
(Viktor Frankl)
Im letzten Beitrag habe ich das Buch „In der Hölle tanzen“ (bzw. Gebundene Ausgabe „Ich bin hier, und alles ist jetzt“) von Dr. Edith Eva Eger vorgestellt, worin Edith Eva Eger ihre eigene Geschichte der Heilung, als Überlebende des Holocaust, mit ihrer Expertise als Traumatherapeutin zu einem einzigartigen Erfahrungsbericht verbindet. Ein einzigartiger Schatz an wertvollen Essenzen voller Weisheit, Demut, Wertschätzung und Würde!
Sie lässt darin an ihrem eigenen, langen Weg der Traumaheilung teilhaben, als auch an den transformierenden Wachstumsprozessen der Menschen, die sie als Therapeutin begleitet und liefert so ein beeindruckendes Zeugnis ihres Durchhaltevermögens und ihrer Stärke ab, der eine unglaublich beeindruckende Demut und eine zutiefst würdevolle Haltung dem Leben und dem Menschsein gegenüber zugrunde liegen.
Viktor Frankl, selbst Überlebender des Holocaust, war ihr Mentor und engster Vertrauter.
„…trotzdem Ja zum Leben sagen“
Viktor Frankl (1905–1997) war Neurologe und Psychiater und widmete sich mit seinem Lebenswerk dem Erforschen der Zusammenhänge von Leid, Resilienz und psychischer Gesundheit.
Er entwickelte die sog. Logotherapie und Existenzanalyse („Sinntherapie“).
Sein Buch und das von Dr. Edith Eva Eger ergänzen sich in gewisser Weise und passen sehr gut zusammen:
„Viktor Frankl stellt die Psychologie von Gefangenen vor, die mit ihm in Auschwitz waren. Dr. Eger bringt uns die Psychologie der Freiheit nahe.“
(Vorwort: Eger: „In der Hölle tanzen“ S.12)
Viktor Frankls Buch „….trotzdem Ja zum Leben sagen“ ist eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Psychographie.
Frankl beschreibt im ersten Teil seine eigenen Erfahrungen im Konzentrationslager.
Im zweiten Teil entwirft er ein Psychogramm, das auf Selbst- und Fremdbeobachtung beruht, indem er die Auswirkungen von derlei traumatischen Erfahrungen auf die Psyche, die Gesamtpersönlichkeit und die Lebensqualität schildert.
Welche Anpassungsleistung müssen Körper und Psyche jeweils vollbringen?
Wie es ist, anzukommen, wenn noch Hoffnung auf eine baldige Heimkehr und eine „vorübergehende Zwangsarbeit“ besteht?
Welchen Einfluss auf die menschliche Psyche haben die schnelle Ernüchterung danach, das Erleben oder Beobachten von Gewalt und Erniedrigung einerseits, das totale Ignoriertwerden als Subjekt und Mensch andererseits, das Dauerpräsentsein des Todes und der Toten überall, Hunger und absoluter Verlust von Privatsphäre und wie ändert sich das im Verlauf der Gefangenschaft?
Und wie wirken sich Desillusionierung und Verbitterung nach der Befreiung aus, wenn die Hoffnung, die einem half, zu überleben, am Ende doch zerbricht, weil man feststellen muss, dass der/die geliebte/n Mensch/en nicht überlebt hat/haben? Wie gestaltet sich der Kampf Fortsetzung von Leben, das sich nun in ein Davor und ein Danach gliedert, wie gestaltet sich das Wiedererlangen von Sinnhaftigkeit für dieses Leben?
Und welche Rolle spielte die mentale Stärke bzw. mentale Freiheit hierbei schon während der Gefangenschaft?
Dieses Buch beschreibt das, was in Filmen und Romanen oftmals nur schwer vermittelt werden kann: es blickt tief in psychodynamische Prozesse im Innenleben von Menschen, die in den Konzentrationslagern schwersten Traumata ausgesetzt waren.