Kailash Verlag | Sachbuch | 2015 | 289 Seiten
Ich bin ja wirklich ein großer Fan von Stefanie Stahl, weil sie das Wesentliche über Beziehungen immer so auf den Punkt bringt, dass einem ganz viele Zusammenhänge klar werden!
Stefanie Stahl schreibt stets nüchtern und schnörkellos, aber genau das sorgt dafür, dass sie die Dinge so klar und sachlich formulieren kann! Mittlerweile ist Stefanie Stahl ja auch recht bekannt, war schon in vielen Podcasts und Talkrunden zu Gast.
Das erste Mal hörte ich von ihr bei Erscheinen ihres Buches „Das Kind in dir muss Heimat finden“ 2015 und las es auch sogleich. Danach las ich auch gleich ihre anderen Bücher und ich kann jedes davon nur empfehlen, wenn man sich mit sich selbst und seinen Beziehungen auseinandersetzen mag!
(Hier habe ich euch ein weiteres Buch von ihr vorgestellt.)
„Das Kind in dir muss Heimat finden“ ist in den letzten drei Jahren stets auf Bestsellerlisten als meistverkauftes Sachbuch des Jahres gestanden und man kann schon fast sagen, dass es mittlerweile zu einem Klassiker unter den Sachbüchern im Bereich Psychologie/Persönlichkeitsentwicklung avanciert ist.
Zeit es endlich auch auf meinem Blog vorzustellen, zu mal ich nun einen Re-Read gemacht habe!
Auch diesmal konnte ich erneut einiges für mich herausziehen!
Das innere Kind – was ist das?
Jeder Mensch hat bestimmte Persönlichkeitsanteile, die je nach Situation auftreten: auf der Arbeit schlüpfen wir z.B. in eine andere Rolle, als zuhause in der Partnerschaft oder im Freundeskreis oder wiederum als Elternteil. Damit ist nicht gemeint, dass wir schauspielern, sondern dass wir einfach die entsprechenden Eigenschaften, die die jeweiligen Situationen fordern, stärker oder weniger stark zu tage treten lassen. Mal können wir erwachsener sein oder auch eine kindlichere Seite zeigen, z.B. beim Spielen mit einem Kind.
Das innere Kind ist, wie der Name schon sagt, ein Anteil der in uns steckt, der stark geprägt ist von unseren Erfahrungen und Prägungen als Kind und uns somit auch im Erwachsenenleben beeinflusst, in der Regel erst mal unbewusst.
Jeder Erwachsene hat im Laufe seines Lebens bestimmte Erfahrungen gemacht, die ihn sowohl positiv als auch negativ geprägt haben. Ganz besonders prägend sind aber die Jahre in der Kindheit. Egal, wie sehr unsere Eltern sich bemüht haben, Verletzungen gibt es immer, denn wir Menschen sind nicht perfekt und frei von Fehlern. Hier sind bestimmte Glaubenssätze und Einstellungen entstanden, die uns durchs Leben begleiten, zu meist unbewusst und in unseren Beziehungen, ob privat oder geschäftlich, auch immer mitschwingen. Konflikte, die wir haben, haben oftmals mit unserem inneren Kind zu tun, denn es führt häufig zu unbewussten Projektionen und verzerrter Wahrnehmung innerhalb unserer Beziehungen (z.B. dass man sich schnell angegriffen fühlt).
Daher lohnt sich es sich immer, egal, wie schwer oder leicht die eigene Kindheit war, das innere Kind mal anzusehen.
Schattenkind und Sonnenkind
Stefanie Stahl arbeitet mit dem Leser im Buch nun sein Schattenkind und sein Sonnenkind heraus.
Dabei geht sie ganz sachlich vor und hat nie einen anklagenden Ton, sondern verdeutlicht lediglich eine realistische und nüchterne Betrachtungsweise der Zusammenhänge.
Das Schattenkind verkörpert die negativen Erfahrungen und Glaubenssätze, das Sonnenkind hingegen positive Seiten, wie Stärken und Ressourcen. Denn auch die gibt es, aber oftmals sind sie uns nicht so präsent, wenn wir unser inneres Kind ansehen. Der innere Erwachsene hingegen kann – mit etwas Abstand – sich diese Seiten aber erinnern oder zunutze machen und aus den Schutzstrategien, die das Schattenkind in der Regel bei Konflikten oder in schwierigen Situationen anwendet (z.B. Kontrollstreben/Perfektionismus, Machtverhalten, Angriff/Aggression, Rückzug/Isolation usw.) Schatzstrategien (Affirmationen, Werte, Anker usw.) entwickeln.
Indem wir also die Verhaltensmuster und Glaubenssätze unseres Schattenkinds aufdecken, können wir uns diesem in herausfordernden Situationen bewusst werden. Dabei gilt es achtsam und reflektiert mit dem eigenen Denken und Verhalten umzugehen. Wenn wir beobachten, dass wir in den Schattenkind-Modus abdriften, ist es möglich, dann schneller gegenzulenken und wieder in den Erwachsenen-Modus (bzw. das Sonnenkind) umzuschalten.
Fazit
„Das Kind in dir muss Heimat finden“ ist ein Arbeitsbuch.
Wenngleich es sogar noch ein eigenständiges Arbeitsbuch dazu gibt (mit dem gleichen Titel, aber mit der Möglichkeit für eigene Notizen), finde ich, reicht dieses völlig aus, denn man kann ja auch auf einem separaten Notizblock schon einiges schriftlich herausarbeiten (was ich auch empfehle;) )
Stefanie Stahl gibt hier einen Leitfaden, Schritt für Schritt das eigene Schattenkind und die zugehörigen Schutzstrategien zu erarbeiten, um danach anhand dessen mit Werten, Ressourcen und neuen Strategien das Sonnenkind bzw. den inneren Erwachsenen zu stärken.
„Das Kind in dir muss Heimat finden“ ist wirklich zu recht ein Bestseller, denn es bringt das Wesentliche auf den Punkt und arbeitet ganz klar mit dem Kern dessen, was uns Menschen ausmacht: unsere Beziehungen und die Beziehung zu uns selbst!
Es geht um die Reflektion des eigenen Selbst mit all seinen Prägungen und Erfahrungen genauso wie um unser Miteinander, denn der Mensch ist ein Beziehungswesen und sein Handeln ist sozial- und evolutionspsychologisch immer auf Gemeinschaft ausgerichtet. Erst wenn wir die Beziehung zu uns selbst verstehen, gelingt es uns auch, unsere Beziehungen im Außen gesund und positiv zu gestalten.
Eine klare Empfehlung für JEDEN Menschen, denn wir alle haben eine Vergangenheit und in der Gegenwart Beziehungen 😉
Übrigens findet ihr auch ganz tolle Interviews auf youtube mit Stefanie Stahl,
zum obigen Buch gibt es z.B. dieses hier: https://www.youtube.com/watch?v=NMef6idztMM
Hier findest du meine Rezension zu einem weiteren Buch von Stefanie Stahl:
„Leben kann auch einfach sein“ (welches 2018 als erweiterte Neuausgabe unter dem Titel „So stärken Sie ihr Selbstwertgefühl“ erschienen ist)
Liebe Kathrin,
das ist eine ganz tolle Rezension! Man kann super herauslesen, was das Buch einem bietet. Ich möchte es auch unbedingt noch lesen, denn wie du sagst, jeder hat eine Vergangenheit, aus der heraus man sich selbst reflektieren kann und sollte, um den Umgang mit anderen in bestimmten Situationen verbessern zu können. Danke für die Erinnerung an das Buch!
GlG, monerl
Magst du das Buch vielleicht als Tipp in meiner neuen Aktion Linkparty posten? Ich würde mich sehr freuen!
Vielen Dank, monerl;) Das freut mich!
Wie geschrieben, habe ich es bereits zum zweiten Mal gelesen und konnte erneut einiges für mich mitnehmen!
Ich finde alle ihre Bücher übrigens super zum Sich-Weiter-Entwickeln:)
Ich hoffe, dir gefällt es dann auch so wie mir!:) Lg, Kathrin