Ellert & Richter Verlag | Sachbuch | 2011 | 240 Seiten
Ein Buch zum Thema „Selbstwertgefühl“
Heute geht es um ein Buch von Stefanie Stahl zum Thema Selbstwert.
Stefanie Stahl ist aktuell DIE Expertin für Beziehung und Bindung im Erwachsenenalter im deutschsprachigen Raum. Ich bin ein sehr, sehr großer Fan von ihr.
Zum Thema Selbstwertgefühl gibt es unzählige Bücher. Aber Stefanie Stahl hat eine ganz besondere Art, bündig, präzise und sachlich die Dinge auf den Punkt zu bringen, was andere Autoren in mehreren Büchern nicht schaffen. Sie bleibt dabei auch nicht an der Oberfläche, sondern geht tief ins Detail.
So schildert sie die Hintergründe für ein mangelndes Selbstwertgefühl, welches aus unseren frühesten Bindungserfahrungen zu unseren Bezugspersonen in der Kindheit oder aus Erfahrungen mit unserer Umwelt in frühen Jahren resultiert, die in uns dann oft hinderliche Glaubenssätze festigen. Dabei eignen wir uns dann bestimmte Verhaltensmuster oder Coping-Strategien an, nach denen wir immer wieder in Konfliktsituationen agieren, z.B. ob wir uns eher zurückziehen und schweigen oder in eine Verteidigungs- oder Angriffshaltung gehen.
Als Erwachsene neigen Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl dazu zu denken, dass sie ihren Beziehungen hilflos ausgeliefert sind. Das führt dazu, dass sie unzufrieden in ihren Beziehungen im Berufs- und/oder Privatleben sind, wenn sie ihre Bedürfnisse nicht klar äußern oder Grenzen nicht deutlich setzen bzw. nicht zu sich selbst stehen.
Nicht immer sind Menschen, die nach außen selbstsicher wirken, dies auch im Inneren –manchmal wird dies mit einer Fassade kompensiert. In Einzelfällen kann das Bewusstsein, dass der Grund für Konflikte im eigenen Minderwertigkeitsgefühl liegt, sogar abhanden kommen.
Wenn wir jedoch ehrlich mit uns selbst sind, wenn wir uns reflektieren und alte Verhaltens- und Denkmuster erkennen, sind wir als Erwachsene frei, dies wieder zu verändern. Und zwar, indem wir mit uns selbst wertschätzend umgehen: die innere Stimme, Gedanken oder Glaubenssätze, die selbstentwertend oder selbstblockierend sind, auflösen und uns selbst liebevoller begegnen. Und – indem wir lernen, unsere Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen und klar zu kommunizieren, unsere Gefühle zu regulieren und zielgerichtet zu handeln.
Dabei kann es auch hilfreich sein, sich von Menschen, die uns blockieren, zu lösen, und Menschen zu suchen, die uns guttun, uns aufbauen und uns helfen, zu wachsen.
So bietet Stefanie Stahl einen umfassenden theoretischen Einblick in die Ursachen und Aufrechterhaltung eines mangelnden Selbstwertgefühls, zeigt aber im zweiten Teil des Buchs auch ganz praktisch Lösungswege mit Hilfe von Fallbeispielen auf, wie man aus der vermeintlichen (meist passiven) Opferrolle heraus, wieder ins Handeln und ins Verändern kommt.
Denn jeder kann sein Selbstwertgefühl (wieder) aufbauen – und somit auch seine Beziehungen verbessern. Denn ein vermindertes Selbstwertgefühl geht meist damit einher, eine weniger gute Beziehung zu sich selbst zu haben, was wiederum Auswirkungen auf das Gelingen eines guten und gesunden Miteinanders hat. Wenn wir beginnen, unsere Rechte und Grenzen wieder aktiv wahrzunehmen und dafür einzustehen und mit uns selbst gut umgehen – dann wird auch das Selbstwertgefühl wieder steigen, genauso wie die Qualität unserer Beziehungen.