Diesen Satz habe ich das erste Mal in der Ausbildung zur Traumaprozessbegleitung bei Verena König gehört und ich ging damit sofort in Resonanz, spürte ein zustimmendes „Ja!“ in mir.

 

Wenn du gesehen wirst, ehrlich und in der Tiefe, mit Annahme, mit Würde, mit deinen Verletzungen, aber auch mit deinen Fähigkeiten, dann kann dein Nervensystem aufatmen. Denn dann kann es spüren, dass es jetzt für all das, was bisher unterdrückt werden musste, was keinen Ausdruck fand, endlich einen sicheren Raum gibt, in dem es sich zeigen kann, gewürdigt wird, wertgeschätzt wird. Ohne beurteilt, verurteilt, bewertet zu werden. Ohne dass du dich erklärend rechtfertigen musst, warum du fühlst was du fühlst. Dann kann der Panzer aus Schutzreaktionen etwas weicher werden. Es kann sich zeigen, was darunter versteckt wurde, nie gezeigt werden durfte oder konnte. Es ist jetzt ein Zeuge da, der für dich ist.

 

Die Erfahrung, nun nicht (mehr) allein zu sein, mit einem (überwältigenden) Gefühl, kann heilsam sein, es bewältigbarer machen, einfach dadurch, dass jemand da ist, der sieht und bezeugt. Dann kann etwas verarbeitet werden, neu prozessiert werden. Langsam.

 

Neue korrigierende Erfahrungen in einer Verbindung sind deshalb heilsam, weil sie das Sicherheitsempfinden langsam wiederherstellen können, die alten Erfahrungen in Beziehung neu überschreiben können. Und so können neue neuronale Netzwerke entstehen.

 

Und mit jeder weiteren korrigierenden, sicheren Erfahrung, kannst du wachsen und diese neue Erfahrung mehr verankern.

 

Dann kann das, was du einst als Wahrheit über dich, über die Welt, über Beziehung und Menschen gelernt hast, was du über Sicherheit und Gefahr gelernt hast, neu in dir verhandelt werden.

 

Wenn du gesehen wirst, rückt das wieder etwas gerade in dir. Deine Würde, deine Integrität, mit jedem Mal ein kleines Stückchen mehr …

 

Wenn du gesehen wirst, können die Schutzmechanismen aufbrechen, Wunden versorgt werden, es kann getrauert werden, es kann heilsames Aufatmen und heilsame Freude entstehen.
Du kannst dich selbst wieder finden.

 

Welche Empfindungen lösen diese Worte bei dir aus?