Bastei-Lübbe | Unterhaltungsroman | 2019 | 576 Seiten
Ich muss zugeben: momentan steht mir der Sinn eher nach leichter Lektüre. Und so habe ich diesmal zu „Fünf Sterne für dich“ von Charlotte Lucas gegriffen. Es ist bereits ihr dritter Roman und ich finde, es ist bisher ihr bestes Buch! (Unter dem Namen Wiebke Lorenz veröffentlichte sie allerdings noch weitere Bücher, welche dann aber eher dem Krimi-Genre zugeordnet sind).
Das gefällt mir an Charlotte Lucas:
Charlotte Lucas‘ Schreibstil ist überaus lebendig. Er lebt vor allem von zahlreichen Dialogen. Und in diesem Fall waren diese oftmals so herrlich spritzig und komisch, dass ich mir den Bauch vor lauter Lachen hielt. Und er lebt von zahlreichen Charakteren mit ihren Schrullen und Macken, mit Ecken und Kanten, mit großen und kleinen Ängsten. Und genau das ist es wahrscheinlich auch, was die Figuren so lebendig, so nahbar macht und warum man sie am Ende auch, trotz ihrer oder gerade mit ihren besonderen Eigenheiten so sympathisch findet und ins Herz schließt (naja, zumindest die meisten von ihnen 😉 )
Ein klein wenig erinnerte mich diese Story an Andreas Izquierdos „Der Club der Traumtänzer“:
Ein Protagonist, der so seine kleinen Marotten mit sich bringt, an die man sich aber schnell gewöhnt, Dialoge voller Schlagabtausch, witzig und doch auch durchaus einige sehr rührende, emotionale und ernste Momente. Und mittendrin: eine Horde mauliger Schüler am Rande der Pubertät, die so einige Hürden zu bestehen haben.
Und natürlich hat auch hier wieder jede/r kleinere (und größere) Kämpfe auszufechten, egal, wie gut es auf den ersten Blick läuft. Manchmal muss man eben zweimal hinsehen!
Aber worum geht’s denn nun genau?
Der Klappentext:
Für ein gutes Leben gibt es ein simples Rezept: Man muss nur alles Schlechte vermeiden.
Davon ist Konrad fest überzeugt, denn er hat schon genug Schlimmes erlebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er, indem er bezahlte Rezensionen nach Kundenwunsch schreibt. Auch privat versieht er alles mit Sternen: die flinke Kassiererin, den lauwarmen Kaffee … und Pia, die neue Klassenlehrerin seiner Tochter. Zu hübsch, zu unsicher, nicht geeignet für den Lehrberuf. Gerade mal zwei knappe Sterne von fünf.
Als Pia davon Wind bekommt, will sie Konrad eine Lehre erteilen. Dass er zum neuen Elternvertreter gewählt wird, passt ihr da bestens ins Konzept. So kann sie ihn mit lästigen Aufgaben ordentlich ins Schwitzen bringen. Doch als einer ihrer Schüler gemobbt wird, erweist sich ausgerechnet Konrad als Hilfe …
Inhalt:
Konrads sehnlichster Wunsch: ein Neuanfang mit Tochter Mathilda in einer neuen Stadt und endlich die belastende Vergangenheit hinter sich lassen.
Da wäre es doch gut, wenn man außerdem gewappnet ist, dass man künftig sicher ist vor unschönen Erlebnissen – denkt sich Konrad und führt ab sofort Liste über Dinge, die es zu vermeiden gilt. Und wenn man sich schonmal mit Bewertungen beschäftigt, kann man es doch auch gleich zum Gegenstand seines täglichen Broterwerbs machen, oder?
Tja, wenn sich da mal nicht so einige Fettnäpfchen auftun …
Denn Konrad fängt bald schon, hm, ja, man kann schon fast sagen, beinah zwanghaft, damit an, jede Situation und Person, die ihm so begegnet, zu bewerten. Doch schon bald wird klar, dass hinter dieser schrullig anmutenden Marotte, mehr steckt und die Schrecken der Vergangenheit gar nicht so einfach loszulassen sind.
Tja, und auch Mathilda ist nicht die einzige Neue in der Klasse, auch die Lehrerin und ein weiterer Schüler, Finn-Lasse, starten mit ihr ins neue Schuljahr. Warum sie das Glück hat, von den Mitschülern gut aufgenommen zu werden während Finn-Lasse ausgegrenzt wird, beschäftigt sie. Doch das bleibt nicht die einzige Frage, die es aufzudecken gilt. Auch in ihrem Leben gibt es so manch blinden Fleck. Und als das Mobbing stärker wird, setzt sie sich für ihren Mitschüler ein und entwickelt einen Plan – zusammen mit ihrem Papa.
Das Thema Mobbing und kritische Stimmen:
Sicherlich: die Charaktere sind hier überzeichnet, entsprechen so manchem Klischee, doch ist das sicher so gewollt.
Und zugegeben: am Ende ist das Thema Mobbing vielleicht doch sehr schnell aufgelöst, ob das realistisch ist, kann man sich durchaus fragen.
Ich verstehe somit durchaus manch/e Leser/in, der/dem das Thema Mobbing zu oberflächlich abgehandelt wird.
Jedoch: wir haben es hier mit einem Unterhaltungsroman zu tun und nicht mit einem Gesellschaftsroman, der das Thema in der Tiefe aufarbeiten oder erörtern kann und mag. Es ist ja auch gar nicht seine Absicht, sondern eben auf leichte Art zu unterhalten, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Lächerlich gemacht wird das Thema aber an keiner Stelle, sondern schon mit der nötigen Ernsthaftigkeit behandelt.
Für mich waren es aber vor allem die überaus spritzigen Dialoge, welche mir ein paar heitere Stunden verschafften und ich mochte die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten, die das Buch zu einem netten Zeitvertreib machten, weshalb die fast 600 Seiten wie im Flug vergingen. Ach, und einen netten kleinen Gag erlaubt sich Charlotte Lucas ja auch jedesmal, indem sie die Protagonisten der Vorgängerbücher immer in einer kleinen Nebenrolle nochmals wieder auftauchen lässt.
Fazit
Spritzige Dialoge, sympathische Figuren mit kleinen Schrullen und Macken, Facettenreichtum, die Mischung aus witzigen und ernsten Themen zugleich und ein überaus lebendiger Schreibstil: das ist Charlotte Lucas. Und das macht auch dieses Buch wieder zu einem Schmöker, bei dem ich gar nicht merkte, wie schnell ich durch die (nicht gerade wenigen) Seiten flog!
„Fünf Sterne für dich“ von Charlotte Lucas erzählt von Helikoptereltern, alleinerziehenden Vätern und Müttern, von maulenden und pubertierenden Schülern, Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch von Mobbing und Schicksalsschlägen.
Es ist zwar kein Must-Read, hat mich aber wunderbar unterhalten können, ich habe mal wieder herrlich laut gelacht!