Eigenverlag | 50 Aphorismen | 2019 | 100 Seiten
(Rezensionsexemplar: Ich bedanke mich herzlich bei Markus Mirwald für die Bereitstellung seines Buches „Mensch zu sein“ sowie den freundlichen Kontakt! Dies beeinflusst meine Meinung nicht.)
Wenn ihr meinem Blog schon eine Weile folgt, habt ihr bestimmt schon mitbekommen, dass ich gerne Bücher lese, die eine poetisch-philosophische Komponente haben. Ich mag es, gedanklich in die Tiefe zu gehen, nutze gerne Affirmationen und Meditation und finde es spannend, mehr über meine eigenen Gedanken- und Gefühlswelten sowie über das Wesen von uns Menschen herauszufinden. Zudem finde ich es sehr inspirierend, etwas über die Lebensgeschichten und Erfahrungen von anderen Menschen zu hören, neue Blickwinkel einzunehmen und so meinen Horizont zu erweitern.
So war ich sehr gespannt auf „Mensch zu sein“ von Markus Mirwald.
Und aus diesem Grund habe ich es mir auch nicht nehmen lassen, ein kleines Interview mit dem Autor zu führen, welches ihr weiter unten lesen könnt!
„Das Offensichtliche verstellt stets den Blick auf das Ungeahnte.“
(Aphorismus 114)
„Mensch zu sein“ enthält 50 Aphorismen.
50 philosophisch-lebensnahe Gedankenimpulse, die zum Nachdenken über das eigene Leben, übers Menschsein anregen wollen.
50 Aphorismen auf 100 Seiten.
Das klingt nach wenig Text, klingt reduziert.
Zunächst. Jedoch: mehr braucht es tatsächlich nicht, denn der ganze Reichtum entfaltet sich erst so richtig zwischen den Zeilen (oder besser noch: zwischen den Seiten)!
50 Aphorismen auf 100 Seiten.
Das klingt nach sehr viel Raum. Raum dazwischen.
Und genau da lädt das Buch ein: zum Raumgeben fürs Reflektieren, zum Raumgeben fürs Wachsen, zum Raumgeben fürs Entdecken. Vielleicht um sich selbst noch ein bisschen besser kennen zu lernen.
Wenn man es denn zulässt …
Ich lese sehr gerne morgens einen Aphorismus und nehme diesen Gedanken dann mit in den Tag, um immer wieder mal in einer freien Minute darüber nachzusinnen und Verbindungen zu meinem jetzigen Erleben herzustellen, den Blick für den Moment zu erweitern.
Die Aufmachung des Buchs ist sehr hochwertig.
Schon allein haptisch berührt das Buch die Sinne, lädt zum Verweilen ein, denn die Seiten fühlen sich so schön glatt und seidig an.
Optisch ist das Buch sehr puristisch und klar gestaltet, was mir sehr gut gefällt, so kann sich der Geist voll und ganz auf das Geschriebene, auf das Wesentliche, konzentrieren.
Jedem Aphorismus ist jeweils eine Doppelseite gewidmet – eine weiße Blanko-Seite und daneben der Aphorismus, der gleich zweimal zu lesen ist: einmal in kalligraphischer und einmal in typographischer Schrift. Eine tolle Idee: gestalterisch schön und zugleich auch sinnvoll – denn ich lese eine solche Lebensweisheit ohnehin gerne zweimal, um sie richtig auf mich wirken zu lassen!
Die Ruhe und Entschleunigung, die die Seiten ausstrahlen, um sich zum Reflektieren Zeit zu nehmen, um einmal innezuhalten, den Impulsen Raum zu geben, entfalten ihre Wirkung.
Das A5-Querformat, das Hardcover und das Lesebändchen machen das Buch zu einem schönen Schmuckstück, dass sich auch bestens als Geschenk eignet.
„Mensch zu sein“ ist der dritte Band, nach „Der vielleicht größte Schatz“ und „Bei Licht besehen“. Die Aphorismen werden in fortlaufender Nummerierung bandübergreifend gezählt – aber natürlich ist es möglich, die Bände unabhängig voneinander zu lesen.
Bemerkenswert ist außerdem, dass der österreichische Autor das Buch im Eigenverlag veröffentlichte und gleichzeitig Wert auf eine nachhaltige und umweltverträgliche Produktion (C2C-Verfahren) legte.
Fazit
„Mensch zu sein“ von Markus Mirwald inspiriert mit Gedankenimpulsen in Form von Aphorismen.
So reduziert es textlich scheint, so viel Reichtum steckt jedoch zwischen den Zeilen.
Ein Buch, das es wert ist, ihm viel Zeit zu schenken.
Ein Buch, das inspiriert, sich selbst damit Zeit zu schenken.
Um die eigenen Gedanken und Gefühle zu erforschen, um sich immer wieder neu aufs Menschsein einzulassen.
Ein Buch das nie ausgelesen sein wird, weil man es immer wieder öffnen wird und (sich) dabei neu entdecken kann!
Übrigens: Für Interessierte gibt es monatliche Gesprächsrunden per zoom mit dem Autor Markus Mirwald!
Weitere Infos und mehr vom Autor findet ihr auf: www.wesentliches.at
Dort habt ihr auch die Möglichkeit die drei Bände zu erwerben!
Interview mit Markus Mirwald
Wie bereits erwähnt, habe ich dem Autor einige Fragen gestellt. Das Lesen der Antworten hat mir viel Freude bereitet! Ich hoffe, euch geht es genauso!
Vielen Dank nochmals an Herrn Mirwald für die Möglichkeit des Interviews!
Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Aphorismen?
Meine Aphorismen widerspiegeln meine Erfahrungen, resultieren aus Gesprächen, sind die Essenz von Beobachtungen oder das sichtbare Ergebnis meiner Gedankenspiele. Sie sind das Resultat meiner Bemühungen, Wesentliches in wenige Worte zu fassen – und Zeugnis meiner Neigung, der Stille zu lauschen, mich der Leere auszusetzen und durch das Pflegen einer inneren Weite einen Raum zu schaffen, in dem Ideen willkommen sind. Bei diesem kreativen Prozess spielt die Inspiration natürlich eine Rolle. Sie vermag diesen jedoch nur einzuleiten – in weiterer Folge ist es die Intuition, der es zu folgen gilt.
Gibt es eine Situation, eine Erfahrung oder Menschen in Ihrem Leben, die Sie besonders geprägt haben? Inwiefern?
Meine prägendste Beziehung der letzten Jahre war sicherlich jene zu meiner Frau. Mit ihr führe ich viele fruchtbare Gespräche, reflektiere Erfahrungen und gestalte meine Gegenwart – die hoffentlich in die Zukunft hineinwirken wird. Das gemeinsame Gestalten unseres Alltags, die gegenseitige Unterstützung bei Herausforderungen und der Anspruch – oder die Hoffnung – uns zu entwickeln, widerspiegelt sich in meinen Aphorismen.
Was bedeutet es für Sie, „Mensch zu sein“?
„Mensch zu sein bedeutet, stets zu wandeln, was wir geworden sind.“, so der titelgebende Aphorismus vom dritten Band meiner Buchserie „Wesentliches in wenigen Worten“. Das ganze Spektrum, was es für mich bedeutet, Mensch zu sein, wird durch die zunehmende Vielfalt der Themen, über die ich schreibe, sichtbar: Eine abschließende Antwort auf diese Frage kann ich leider nicht geben.
Was erfüllt Sie, was macht Sie glücklich?
Beim Schreiben erfüllt mich das Gefühl, nicht nur Buchstaben, sondern auch meinem Leben einen Sinn zu geben.
Abseits des Schreibens machen mich inspirierende Gespräche, das ungestörte Hören von Musik, Spaziergänge im Morgen- oder Abendlicht, laue Sommerabende, das Reisen in ferne Länder, die Stille in der menschenleeren Natur, das Pflegen von bereichernden Beziehungen und das freudvolle Wiedersehen von liebevollen Menschen glücklich.
Sie haben ein Cohousing-Projekt in der Nähe von Wien mitaufgebaut. Mögen Sie uns etwas dazu erzählen? Wie kam es dazu?
Als ich das erste Mal von diesem Traum gehört habe, in einer Gruppe zu leben, die den Einzelnen Raum zum Atmen lässt, ihnen ihre Individualität zugesteht und trotzdem einen sozialen Rahmen schenkt, habe ich mir gedacht: Wenn ich das Leben in Gemeinschaft jetzt nicht ausprobiere, dann frage ich mich das ganze Leben, wie es gewesen wäre, wenn ich es gewagt hätte: Dies war für mich der Startpunkt dieses Abenteuers, ein Cohousing-Projekt mitaufzubauen und zu pflegen. Inzwischen kann ich es mir fast nicht mehr vorstellen, wieder in die Anonymität einer Großstadt zurückzukehren! Wie das Leben in Gemeinschaft jedoch für den Einzelnen ist, hängt stark von den Menschen ab, die dieses gestalten. Und wie jede andere Art der Beziehung bringen auch die gemeinschaftlichen Verflechtungen die Chance mit sich, ungemein bereichernd zu sein.
Welche Ziele haben Sie für Ihre (schriftstellerische) Zukunft?
Das wichtigste Ziel ist für mich, weiterhin mit der Quelle meiner Kreativität, meiner Inspiration und Intuition verbunden zu sein. Diesen Raum zu pflegen, aus dem neue Ideen entstehen, ist für mich essentiell – denn dies ist nicht nur die Grundlage meiner Fähigkeit zu schreiben, sondern auch mein Leben zu gestalten.
Meine Hoffnung ist natürlich, dass es mir auch in Zukunft gelingen wird, weitere Aphorismen zu schreiben, die meinem Selbstanspruch genügen und in meinen Augen auch für andere Menschen wertvoll sein können. Diese möchte ich dann ebenfalls in meiner Buchserie veröffentlichen.
Zudem möchte ich die regelmäßigen Zoom-Gespräche mit meiner Leserschaft fortführen. In diesen Gesprächen unterhalten wir uns darüber, was meine Werke in uns auslösen, welche Wahrheiten und Weisheiten wir in ihnen entdecken – und was wir als widersprüchlich, unvollständig und fragwürdig empfinden: Dies ist auch für mich eine spannende Angelegenheit.
In der Weihnachtszeit plane ich weiterhin mit meinem Marktstand auf einigen regionalen Märkten vertreten zu sein, um meine Werke vorzustellen und mit Menschen in Kontakt zu kommen. Zu meiner Freude stellen sich meine Bücher und Karten immer wieder als gelungene Geschenke heraus und werden gerne gekauft.
Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, dass meine Aphorismen auf den vielfältigsten Wegen neue Menschen erreichen: sei dies in Kalendern, auf Postkarten, auf Social Media, in Aphorismen-Sammlungen, als Dekoration in Hotelzimmern oder als Gesprächseinstieg in therapeutischen Settings. Dann sind die Lesenden eingeladen, diese – wie jedes andere Werk – besonders inspirierend oder fürchterlich nichtssagend zu finden. Meine Hoffnung ist natürlich, dass sie meine Aphorismen mit Begeisterung lesen, diskutieren und verschenken.
Welche Bücher inspirierten Sie bzw. gehören zu ihren Lieblingsbüchern?
Ich schätze all jene Bücher, die uns ermutigen, unseren Horizont zu erweitern, um etwas über die Welt oder uns selbst zu lernen – oder in Frage zu stellen. Bücher sind jedoch nicht nur eine tolle Möglichkeit, um Wesentliches festzuhalten und weiterzugeben, sondern bergen – wie auch Musik oder Filme – die Chance, uns auf einer tieferen Ebene wohltuend zu berühren.
Meine Lieblingsbücher sind vor allem jene, die – wie beispielsweise Biografien – uns ein Bild eines Menschen vermitteln und uns mit seiner Lebenssituation und Perspektive, seinem Charakter, persönlichen Herausforderungen und gelungenen Entwicklungen vertraut machen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf ein Buch von Mathias Morgenthaler, das „Out of the box“ heißt und ungewöhnliche berufliche Werdegänge beschreibt. Der Untertitel „Vom Glück, die eigene Berufung zu leben“ ist eine unverblümte Aufforderung, sein Leben zu gestalten – und ganz im Sinne meines Schreibens.