Kösel Verlag | Sachbuch | 2016 | 192 Seiten
Während meiner Schwangerschaft habe ich nach (alternativen) Möglichkeiten gesucht, mich auf die Geburt vorzubereiten und so kam ich auf das Thema Hypnobirthing. Da ich mich schon seit einiger Zeit gerne mit (bewusster und unbewusster) Persönlichkeitsentwicklung beschäftige, war natürlich hier meine Neugierde gleich geweckt:-)
Das Buch „Mama werden mit Hypnobirthing“ war also ein Teil meiner Vorbereitung und das möchte ich euch heute vorstellen:-)
Da das Thema aber noch gar nicht so bekannt ist und viele Schwangere außer dem klassischen Geburtsvorbereitungskurs gar nicht wissen, welche Alternativen sie z.B. noch haben, erläutere ich euch mal ein bisschen ausführlicher, was es mit Hypnobirthing auf sich hat!
Was ist Hypnobirthing überhaupt?
Beim Hypnobirthing geht es v.a. darum, eine Achtsamkeit für die eigene innere Haltung zu entwickeln, so dass sie von Zuversicht und Vertrauen in die eigene Stärke und Kompetenz sowie den eigenen Körper (und das Baby!) geprägt ist.
Es geht darum, in das Urvertrauen in die eigene Kraft zu kommen, für einen Prozess, den Frauen seit Jahrtausenden meistern und so den Blick und die Einstellung positiv auszurichten auf das eigene Kompetenzerleben, weg von einer pathologisierenden und/oder angstvollen Erwartungshaltung.
Denn eine Geburt ist ein natürlicher Prozess, den jede Frau im Vertrauen auf ihren Körper und ihren Instinkt – auf bewusster und unbewusster Ebene – gut bewältigen kann – im Vertrauen darauf, in der Lage zu sein, selbstbestimmt und natürlich zu gebären, ohne sogleich an präventive medizinische Maßnahmen zu denken oder angstbesetzte Situationen damit zu verbinden.
Bei Hypnobirthing handelt es sich keinesfalls um Esoterik. Vielmehr basiert das Konzept auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Neurobiologie, Psychologie und der Achtsamkeits- und Hypnoseforschung und die Wirksamkeit ist mittlerweile auch gut erforscht und belegt. Denn unsere biologischen Körperprozesse hängen eng zusammen mit unseren mentalen Prozessen.
So können wir mit unserer Atmung, unserer Sprache und unserer Körperhaltung Einfluss auf unseren Organismus und unser Erleben (z.B. von Stress) nehmen und Körperreaktionen (z.B. Schmerzerleben und -toleranz, Muttermundöffnung, Oxytocinausschüttungen bei Kind oder Mutter usw) durch diverse Techniken und Verhaltensweisen beeinflussen!
Daher wird hier mit Elementen aus der Achtsamkeit, der Atmung, der Entspannung, der Visualisierung und der Selbsthypnose gearbeitet.
Dazu gehört ein achtsamer Umgang mit Gedanken, Gefühlen und der Körperwahrnehmung, eine wertschätzende aufbauende Sprache, die Reflexion und ggfs. Veränderung von bestehenden Glaubenssätzen zu Geburt.
Damit diese neuen neuronalen Vernetzungen und Bahnen im Gehirn aber stabil verankert werden können, braucht es hierin allerdings dann regelmäßige Übung, Wiederholung und Auseinandersetzung.
Ursprung
Die Wurzeln des Konzepts im Bezug auf Geburt reichen zurück auf den Gynäkologen Dr. Grantly Dick-Read, der in den 50er Jahren auf die Zusammenhänge zwischen einer schmerzarmen (oder gar –freien) Entbindung und einer entsprechenden mentalen Stärkung und Vorbereitung der Schwangeren mit zusätzlichen Entspannungstechniken verwies.
Dies verlor sich allerdings mit zunehmender Technisierung und Einzug von Geburten in den Klinikbetrieb. Weltweit bekannt wurde dann das Konzept wieder unter dem Namen Hypnobirthing durch die Amerikanerin Marie F. Mongan in den 80er Jahren.
Teamarbeit – Hypnobirthing als Partnerarbeit
Hypnobirthing ist also eine Methode, die die Frau dabei unterstützt, im ständigen inneren Kontakt mit dem eigenen Körper und dem Baby zu sein und gleichzeitig bewusst und präsent die Geburt zu erleben, dabei auf körpereigene Signale und das eigene Tempo zu vertrauen, dem Baby die nötige Zeit zu geben, ohne etwas unnötig zu forcieren oder zu intervenieren. Denn jede Form von Intervention (CTG, vaginale Untersuchung, Gespräche, Fragen etc) stören einen solchen intimen Prozess.
Daher spielt bei der Geburtsvorbereitung, und natürlich vor allem dann bei der Geburt, der Partner/ die Partnerin (oder evtl. auch die begleitende Doula) eine große Rolle! Dessen/ deren Aufgabe ist es nämlich, einen Schutzraum für die Frau zu schaffen, in dem sie sich voll hingeben und loslassen kann, sich sicher und geborgen fühlen kann. So sorgt er bzw. sie für die nötige Ruhe und eine geborgene Atmosphäre, führt stellvertretend Gespräche mit dem geburtsbegleitenden Personal, so dass die Frau ungestört nach innen gerichtet, auf das Baby und den Geburtsprozess konzentriert bleiben kann. Aber auch unterstützende sanfte Massagen können dazu gehören!
Das Buch:
Seit Jahrtausenden gebären Frauen aus aller Welt, aus allen Kulturen auf natürliche Weise ihre Babys. Das Wissen, was zu tun ist, ist tief in ihrem Körper und Instinkten verankert. Die zunehmende Technisierung und Verlagerung dieses uralten Vorgangs in Klinikbetriebe brachte leider auch immer häufiger einen pathologisierenden Blick und eine angstvolle Erwartungshaltung in Bezug auf dieses Ereignis mit sich.
Glaubenssätze, Erziehung, kulturelle Prägungen und hierzulande oftmals vorwiegend negative Erzählungen und einseitige Film- und Literaturdarstellungen prägten unsere westliche Vorstellung von Geburt, so dass viele Frauen den Blick auf Geburt als etwas, das aus einer ureigenen Stärke heraus geschehen kann, selbstbestimmt und selbstbewusst, verloren haben oder es sich nicht mehr zutrauen und die Verantwortung hierfür kaum übernehmen, lieber abgeben.
Die Autorinnen haben beide ihre Kinder als Hausgeburten auf die Welt gebracht. Das Hypnobirthing-Konzept von Marie F. Mongan haben sie in Nuancen erweitert.
So erklären sie, was eine Geburt mit Hypnobirthing bewirken kann und wo die Grenzen sind und gehen immer wieder auf die Zusammenhänge von mentalen, neurologischen und biologischen Prozessen ein, inwiefern Körper und Geist in Verbindung stehen und wie wir dies positiv nutzen können, um möglichst selbstbestimmt und natürlich zu gebären.
In einfachen Worten wird verständlich gemacht, wie sich die Macht der Sprache, Worte und Gedanken auf unser Befinden und unsere Körperprozesse auswirken, wie wir mit Affirmationen, Achtsamkeit und Hypnose Einfluss nehmen können auf unsere Ängste oder Schmerztoleranz. Eine kurze Aufklärung über die Physiologie der Gebärmutter und der weiteren Muskulatur, der Nervensysteme und Hormone unter der Geburt lässt gut verstehen, warum es so bedeutsam ist, Angstmuster zu verändern, um den möglichen Angst-Spannungs-Schmerz-Kreislauf zu durchbrechen und um möglichen Interventionskaskaden vorzubeugen.
Ergänzt wird das Thema durch Erläuterungen, welche Rolle auch das Setting, die Gestaltung und die Wahl der Umgebung, des Geburtsorts und der begleitenden Personen spielen.
Vätern (bzw. Partnerinnen) wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Denn das Tolle beim Hypnobirthing ist, dass der Partner sich ebenso gut vorbereiten kann, mit einbezogen wird, so dass er (oder sie) die werdende Mutter bestmöglichst unterstützen und ihr einen Schutzraum gewährleisten kann. Dieses Zweierteam mit „verteilten“ Aufgaben stärkt zum einen die Partnerschaft enorm (und das kann ich auch bestätigen! :)), es birgt aber auch einen weiteren Schutz vor Unsicherheiten, ungünstigen Verhaltensweisen des Partners UND: v.a. die Möglichkeit der Frau, sich ganz auf sich und das Baby zu konzentrieren und nach innen zu gehen in die eigene Urkraft, während der Partner/die Partnerin für die Organisation im Außen (Gespräche mit dem begleitenden Personal z.B.) zuständig ist und den Raum für die Frau „freihält“!
Das Buch bietet aber nicht nur Theorie, sondern auch ganz viele praktische Übungsanleitungen, Vorschläge für Affirmationen, einen Geburtsplan und Anleitungen für Massagen durch den/die Partner/in. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Zusammenfassungen, Orientierungslisten und Erfahrungsberichte.
Das Buch ist sehr ansprechend aufgemacht mit zahlreichen farbigen Bildern. Die Lektüre ist ein guter Einstieg in das Thema Geburtsvorbereitung aus eigener Kraft und in Selbstverantwortung.
Dennoch ist das natürlich nur ein Beginn, denn die Umsetzung in die Praxis, durch einen Kurs oder Einzelsitzungen mit weiterführenden Meditationen, Körperübungen und Hypnose- sowie Partnerarbeit liegt wiederum im eigenen Ermessen und in der Eigeninitiative 🙂
Daher möchte ich wirklich jeder schwangeren Frau ans Herz legen, sich mit der Geburt des eigenen Kindes intensiv und rechtzeitig auseinanderzusetzen, denn es ist nicht egal, wie wir gebären. Weder für dich als Mama, noch für das Kind, denn das erlebt die Geburt auch 🙂 Geburt ist ein körperlich, psychisch und spirituell so tiefgreifendes Ereignis, das nicht verlagert werden sollte an andere Kontrollinstanzen.
Übrigens:
Die Autorin Jhari bietet auch Hypnobirthing-Einzelcoachingsitzungen zur Geburtsvorbereitung per Skype an. Ich habe bei ihr auch ein paar Stunden gebucht, um speziell nochmal Themen bei mir anzuschauen – eine ganz, ganz liebe Person:)
Hier kommt ihr zu ihrer Seite!
Und hier findet ihr noch ein Interview mit Jhari vom Kanal der lieben Anna von Rock Ya Spirit!