Milchmädchen & Café Morelli – G. R. Gemin

Heute möchte ich euch zwei Bücher aus dem Königskinder Verlag vorstellen. Schade, dass ich auf diesen Verlag erst aufmerksam wurde, als bekanntgegeben wurde, dass er seine Pforten nun bald, nach dem aktuellen Programm, schließen wird – denn ich glaube, da gibt es ein paar hübsche kleine Literaturperlen mit Geschichten rund um ausgewählte Themen.

Obwohl ich zugeben muss, dass die folgenden Beiden meiner Meinung nach eher zu den schwächeren des Verlags gehören. Das Thema von Milchmädchen allerdings gefiel mir.

Milchmädchen und Café Morelli stammen beide aus der Feder von Giancarlo R. Gemin, der als Kind italienischer Eltern in Wales geboren wurde. Seine beiden Romane spielen in einem kleinen walisischen Städtchen. Und in beiden Geschichten geht es um die Rettung von Herzens“projekten“.

Milchmädchen

Königskinder Verlag  |  Belletristik, Jugendbuch  |  2016  |  272 Seiten

Gemma hat es nicht leicht. Ihr Vater ist im Gefängnis, ihre Mutter ist mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt und in der Schule läuft es auch nicht so gut. Als sie eines Tages mit ihrem Rad hinaus in die Natur möchte, um Abstand von ihrer heruntergekommenen Wohnsiedlung zu bekommen, rast sie ganz unerwartet in 12 Kühe, die da auf der Straße unterwegs sind – mit Kate, die die Kühe hütet. Kate ist in der Schule eine Außenseiterin: das „Cowgirl“ wird eher mit geringschätzigen Blicken angesehen.

Auch Gemma geht ihr lieber aus dem Weg, doch als ihre einzige Vertraute, ihre Oma, ihr eine Geschichte aus ihrer Vergangenheit, in der es eine Verbindung zum Hof von Kates Eltern gibt, erzählt, nähern sich die Mädchen einander langsam an. Doch leider läuft es mit dem Hof nicht gut, angesichts der industriellen Tierhaltung kann sich der kleine Hof mit den 12 Milchkühen kaum noch halten.

Die Tiere sollen verkauft werden. Aber Kate sieht in den Kühen etwas anderes als viele anderen – ihr Herz hängt an den Tieren! Und bald schon öffnet sich nicht nur Gemmas Herz, sondern auch die Herzen vieler weiterer Menschen für diese Kühe – doch reicht das aus, um die Kühe zu retten?

Ich finde, diese Geschichte hat recht viele Facetten, es geht um Vorurteile, um Existenzängste, um Wertschätzung, um Freundschaft und um Träume – das Herzstück bleiben natürlich die Kühe!

Diese Annäherung an ein Tier, das sonst ganz wenig Aufmerksamkeit bekommt, ist toll umgesetzt, und ganz nebenbei schafft es G.R. Gemin ganz sanft ein größeres Bewusstsein für Kühe zu wecken, für den Umgang mit ihnen und für das, was viele Menschen täglich von ihnen ganz selbstverständlich fordern: nämlich die Milch. Dies gelingt ganz ohne zu werten oder moralisch zurechtzuweisen und ist wunderbar warmherzig und leicht geschrieben und regt trotzdem zum Nachdenken an.

Café Morelli

Königskinder Verlag  |  Belletristik, Jugendbuch  |  2017  |  272 Seiten

Joes Familie besitzt ein kleines Café, welches die Eltern seines Großvaters eröffneten, nachdem sie im 2. Weltkrieg von Italien auswanderten und sich in einem walisischen Städtchen einen Neubeginn und somit eine Arbeit erhofften.

Doch nach vielen erfolgreichen Jahrzehnten machen mittlerweile auch Fast-Food- und andere Restaurants dem Café Konkurrenz. Zudem haben die Menschen nicht mehr so viel Zeit und Muse sich hier für ein Weilchen gemütlich niederzulassen: das Café steht vor dem Verkauf. Doch als Joes Großvater ihm dann von seinen Erlebnissen als kleiner Junge mit seinen Eltern während der Kriegszeit erzählt und dann auch noch Mimi, seine Cousine aus Italien, anreist, die alle Herzen (und hoffentlich auch Mägen ;)) verzaubert, steht für ihn fest: er will helfen, das Café wieder mit Lachen und Liebe zu füllen und neues Leben hineinzubringen.

Café Morelli ist eine Geschichte mit italienischem Charme und einer Prise Opern-Flair 🙂 Aber auch ernste Passagen klingen an, wenn der Großvater uns und Joe mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit.

Es geht um Familie, Zusammenhalt, Einwanderung und Freundschaft – und natürlich leckeres Essen (ja, man bekommt richtig Hunger auf Pasta während des Lesens, wie gut dass im Anhang gleich ein paar Rezepte vorgeschlagen werden 🙂 )

Dennoch wurde ich mit den Charakteren nicht ganz warm. Schade, dass die Themen eher oberflächlich angeschnitten werden. Mir hätte eine emotionalere, tiefere Ausarbeitung besser gefallen.

Mit Milchmädchen und Café Morelli beschert uns G.R. Gemin ein eher kurzweiliges Lesevergnügen: kleine Geschichten, die tiefgründige Botschaften vermitteln (wollen): dies zwar auf ganz unaufdringliche, sanfte Art und Weise, dennoch blieben für mich dadurch der Tiefgang der Charaktere und die Emotionen etwas auf der Strecke.

Sie sind ganz leicht und sprechen doch auch ernstere Themen an (allerdings eher oberflächlich), ohne zu beschweren, weshalb sie meiner Meinung nach eher für sehr junge Leser (!) geeignet sind. (Für mich selbst war es zu wenig Tiefe).

Es sind zwei eigenständige, jeweils in sich abgeschlossene Erzählungen, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Wenn ihr aber wissen möchtet, was diese beiden Geschichten, außer dem Autor noch so verbindet (was ich wirklich süß gemacht finde), dann müsst ihr sie lesen 🙂