Dielus Verlag | Sachbuch | 2016 | 185 Seiten
(Werbung, da Rezensionsexemplar)
(Ich bedanke mich herzlich beim Dielus Verlag, welcher mir ein Rezensionsexemplar zukommen ließ.
Und auch für seine Geduld, dass es nun so lange dauerte mit einer Rezension!
Dies hat allerdings keinen Einfluss auf meine Meinung zum Buch.)
Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit Meditation und mentalem Training und auch in meiner Schwangerschaft war das ein großes Thema für mich, wie ihr vielleicht schon auf meinem Blog gelesen habt!
Umso gespannter war ich also auf dieses Buch 🙂
Meditation und Achtsamkeit
In der Meditation geht es darum, die Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick zu richten und dabei den Moment wertfrei wahrzunehmen. Die positiven Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele sprechen bei regelmäßiger Anwendung für sich: Blutdruck und Herzfrequenz sinken, unsere Atmung versorgt unsere Organe besser, unser Geist kann zur Ruhe kommen, Gedankenkreisen unterbrochen werden und emotional werden wir ruhiger und gelassener.
Auch helfen Affirmationen, also positive bzw. selbstbejahende Glaubenssätze sowie ein achtsamer, bewusster Umgang mit unserer Sprache und unserem „geistigen und emotionalem Konsum“ unsere Gedanken, Gefühle und später auch unser Handeln positiv zu beeinflussen und so Ziele und Wünsche aktiv (mit-) zu gestalten.
Beide Techniken können also gerade auch in der Schwangerschaft, in der wir ja ohnehin schon sensibler sind, helfen, das Bewusstsein zu erweitern, in die eigene Mitte zurück, in Kontakt mit der eigenen Schöpferkraft und Lebensquelle zu kommen.
Eine Schwangerschaft ist die Zeit, sich nochmal neu zu entdecken, zu wachsen, zu reifen. Nicht nur als Mutter, sondern auch als Vater. Je früher wir beginnen, uns also emotional mit unserem Kind zu verbinden, umso mehr profitieren wir selbst, aber auch die Beziehung zum Kind davon! Denn das Kind ist bereits im Mutterleib sehr sensibel und empfänglich für Empfindungen.
Das Buch
Leila Christine Jäger bereitet in „Sprich mit deinem ungeborenen Kind“ zusammen mit der Stress-Relax-Trainerin Anette Koestner das Thema ihres bereits 2001 erschienenen Buchs „Mit dem Baby reden – Intuitionstraining für werdende Eltern“ nochmals ganz neu auf. Dabei werden Atemtechniken, mentale Übungen und achtsames Körperbewusstsein mit einbezogen.
Leila arbeitet in ihrer eigenen Praxis als Qi-Gong-Lehrerin und diese Einflüsse zeigen sich teils auch in den Übungen wieder.
Im ersten Teil des Buchs werden verschiedene Meditationstechniken allgemein vorgestellt und kurz erläutert: von Atem-, Klang-, Farb- und Bewegungsmeditationen über Klopftechnik, Affirmationen, Gebet, Dankbarkeit, Visualisierung und andere.
Anschließend folgen einige Worte zu mentaler bzw. körperlicher Vorbereitung und Überlegungen vor und während einer Schwangerschaft. Danach widmet sich der Hauptteil des Buchs den Meditationsübungen zu verschiedensten Schwangerschafts- und Geburtsthemen Dabei liegt der Fokus immer auf der aktiven Kontaktaufnahme und dem Dialog mit dem Kind.
Leila spricht dabei auch die Leserin oftmals persönlich an, stellt ihr Fragen und regt somit zur Reflektion an. Aber auch werdende Väter werden immer wieder ermutigt, sich ebenso auf den Kontakt einzulassen. Dazwischen erzählt sie immer wieder von ihren eigenen Schwangerschaftserlebnissen mit ihrer Tochter sowie von Paaren, die in ihre Praxis kamen.
Meine Meinung
Ich muss sagen, dass es mir teils sehr schwerfiel, einen Zugang zu finden, da Leila die Dialoge und Kontaktaufnahme stets von einem (für mich persönlich eher weniger nachvollziehbaren und damit zu) starken spirituellen Hintergrund aus betrachtet.
Um zunächst das Positive aufzugreifen: was mir sehr gut gefiel war vor allem der Ansatz, sich der weiblichen Spiritualität anzunähern, die eigene Schöpferkraft zu erkennen, die in jeder Frau angelegt ist und sich vielmehr zunächst mit der eigenen Intuition zu verbinden anstelle von Orientierung an Instanzen im Außen, um dem Wunder des Lebens mit Staunen zu begegnen, diesem unglaublichen Geschenk so nah zu sein, wie sonst nie.
Die allgemeinen Übungen, gerade zu Atmung und Affirmation, finde ich, als Anregungen, z.B. auch für Neulinge im Bereich Meditation gelungen!
Womit ich aber Schwierigkeiten hatte, ist die Rolle des Kindes im Kontakt. Denn ihm kommt oftmals die Aufgabe eines allwissenden Trösters oder Beraters bei Unsicherheiten der Mutter, der zu ihr spricht und sie beruhigt, zu. Auch in Entscheidungsfragen wird ihm eine umfassendere, klarere Sichtweise zugeschrieben, um somit das entscheidende Zünglein an der Waage zu sein. Die Vermischung der Rollenverteilung (und damit in gewisser Weise Verantwortungspositionen) empfinde ich als fragwürdig.
Die Vermengung verschiedenster spiritueller Ansätze (chinesische Medizin, indianisch, buddhistisch etc.) schien mir manches Mal ein bisschen zu willkürlich und so auch nicht immer glaubwürdig und nachvollziehbar. Vielleicht habe ich hier aber auch eine eher nüchterne Betrachtungsweise, wenngleich mir der Ansatz über das Vertrauen in die eigene Intuition sehr zusagt:-)
Ich denke, dass Kinder im Mutterleib sehr viel aufnehmen und wahrnehmen und uns auf jeden Fall etwas mitteilen (können), gerade auch als Spiegel unserer Emotionen, inneren Wünsche oder gar Konflikte, aber auch was sie brauchen.
Ob dies am Ende auf einer voll ausgebildeten intellektuell-sprachlichen Ebene oder auf einer eher intuitiveren, körperlichen Ebene geschieht, das mag ich an dieser Stelle nicht bewerten, das muss natürlich letztendlich jeder/r Leser/in selbst für sich entscheiden bzw. einordnen.
Fazit:
Auch wenn mir die Grundmeditation und Ansätze im Buch ganz gut gefielen, muss ich sagen, dass ich mich mit den weiterführenden Vorschlägen eher weniger identifizieren konnte und ich das Buch eher für sehr spirituelle Menschen empfehlen würde…
Dennoch möchte ich betonen: Auch wenn mir mancher Ansatz des Dialogs im Buch zu spirituell war, befürworte und unterstreiche ich auf jeden Fall die Ermutigung zu einer aktiven Zuwendung und intensiven Kontaktaufnahme zum Kind bereits in der Schwangerschaft, um bewusst „Zeit mit dem Kind im Bauch“ zu verbringen – für beide Elternteile!
Denn je mehr wir uns darauf einlassen, nach innen zu hören, sei es in der Meditation oder über die Intuition, umso feinfühliger werden wir auch im Umgang mit uns selbst und damit auch dem Kind gegenüber! Das Kind wird es in jedem Fall spüren 🙂