Dokumentarfilm von Robert Schabus | 2017 | 88 Minuten | FSK 0
Die Macher von „We feed the world“ und „More than honey“ legen mit „Bauer unser“ einen weiteren Film zum Thema Lebensmittelproduktion vor. In diesem sprechen sie mit verschiedenen Landwirten in Österreich und machen eine Bestandsaufnahme der aktuellen landwirtschaftlichen Situation in Europa – und untersuchen Zusammenhänge mit Politik, Gesellschaft und Großkonzernen.
Die einzelnen Bauern und Bäuerinnen erzählen von wachsendem Druck seitens der Großkonzerne und -verbände – sowie der Verbraucher, die den Anspruch haben, möglichst günstige Lebensmittel zu konsumieren. Gespart wird lieber am Essen als an Unterhaltung und Luxusgütern.
So verschulden sich viele Bauern, um den Hof zu vergrößern, um noch mithalten zu können, um größere Mengen zu produzieren – nur dass hier der Teufelskreis weitergeht, denn ein größeres Angebot führt erneut zum Preisverfall. Dadurch geraten sie in existentielle Not. Viele Betriebe schließen und so sind heute in Europa nur noch ca. zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung in landwirtschaftlichen Berufen tätig (im Vergleich: weltweit 40%)
Die Lobbyisten der Großkonzerne sind oft multifunktional in diversen Verbänden vertreten, so dass wenig Chance besteht, sich Gehör zu verschaffen – es gilt das neoliberale Gesetz der Märkte.
Durch eine immer größere Überschussproduktion sowie globale Öffnung der Märkte, wird in wirtschaftsschwache Länder exportiert (z. B. Afrika) und zwar so günstig, dass die einheimischen Kleinbauern ihre Ware angesichts des Preisdumpings nicht mehr verkaufen können und ihrerseits in existenzielle Not geraten. Die Folge ist eine Landflucht, doch in den Städten herrschen ähnlich schwierige Bedingungen, weshalb dann die Reise nach Europa weitergeht, womit wir also teilweise Fluchtursachen auch selbst mit verantworten.
Zusätzlich werden billige Rohstoffe importiert – z. B. Soja aus Südamerika, welches an unsere Tiere verfüttert wird und deren Fleisch/Milch später zum Teil (der Überproduktion geschuldet) billig zurück exportiert wird.
Diese Entfremdung zwischen Produzent und Konsument sowie die globalen Handelsabkommen sind nicht nur sozial und ethisch, sondern auch ökologisch ein Problem. Dabei könnten wir bereits jetzt (laut Film) über 12 Milliarden Menschen satt machen – wenn wir die Kalorien, die wir anbauen, auf effiziente Art verwenden würden. Aktuell werden nämlich über 40% verschwendet (durch Wegwerfen, aber auch durch Verfütterung an Tiere, die umgewandelt als Fleisch- oder Tierprodukt nur einen Bruchteil an Kalorien wiedergeben).
Durch die Rückbesinnung auf den Gartenbau würden wir auf einer möglichst kleinen Fläche ein Maximum an Kalorien herausholen, mehr als alle industriellen Agrarformen es je schaffen könnten.
So bringt der Film „Bauer unser“ auch noch ein paar Lichtblicke und Hoffnungsschimmer. Bauern, die sich wieder auf Diversität im Anbau konzentrieren und nah am Konsumenten sein wollen.
Auch in der Dokumentation „Das System Milch“ wird die industrielle Milchproduktion vom Kleinbauern bis in die Supermärkte beleuchtet und unter welchen Bedingungen gewirtschaftet wird.
„Bauer unser“ und „Das System Milch“ sind zwar nicht auf eine vegane Lebensart ausgerichtet, so kommt zu kurz, welchem hohen Leidensdruck auch das erste Glied in der Kette ausgesetzt ist – nämlich das Tier, ohne das hier gar nicht erst möglich wäre, Profit zu machen.
Dennoch sind die Filme interessant, weisen sie doch die politischen und gesellschaftlichen Probleme der industriellen Landwirtschaft hin.
Sie kommen ohne jede Betroffenheits- oder Vorwurfshaltung aus. Und wer weiß, vielleicht regen sie auch noch Unentschiedene dazu an, bewusster einzukaufen, zu konsumieren oder bestimmte Produkte zu meiden.
Hey,
ich habe mir beide DVDs mal notiert. Ich habe erst letzte Woche nach einem Buch zu dem Milch-Thema gesucht, aber nicht wirklich was gefunden. Nur was zum Thema Tier-Ethik im Allgemeinen.
Also ich habe schon vegan gelebt und jahrzehnte vegetarisch. Im Moment ist es so, dass ich einmal im Monat ein Salamiebrötchen esse oder so.
Milch liebe ich allerdings. Ich kauf schon immer die teure und dann hat mir mal jemand erzählt, bei den Bauern käme trotzdem das gleiche Geld an. Kennst Du Dich damit aus? Ich kann es fast nicht glaube, weil es geschmacklich ein Unterschied wie Tag und Nacht ist. Aber ich konnte auch nichts erwiedern, weil ich keine Fakten kenne.
Liebe Grüße
Petrissa
Hm… also ich bin da auch keine Expertin. Soweit ich weiss, bekommen z.B. Bio-Bauern etwas mehr Geld pro Liter. Allerdings: die vielen Flächen, die der Bauer für die Bio-Produktion benötigt, sowie die verringerte Milchmenge, die die Küche geben, relativieren den finanziellen Gewinn. Im Grunde ist es schon mehr auch eine ideologische Entscheidung der Bauern – den Kühen geht´s einfach besser (das merkt man vielleicht dann auch bei der Qualität der Milch).
Aber im normalen Supermarkt bin ich ehrlichgesagt nicht sicher. Soweit mir bekannt ist, gibt es hier keine Unterschiede, billigere und teurere Milch stammt von denselben Kühen und den Hauptanteil des Preises streicht der Konzern selbst ein, nicht der Bauer. Der Geschmack wird in unserem Gehirn auch von unserer Erwartungshaltung beeinflusst!